Mittwoch, 24. Mai 2006

Atapuerca - Burgos

Atapuerca - Burgos

Ich hatte nur noch 23 km bis Burgos zu pilgern. Vor dem leichten Anstieg auf einen Hügel, lichtete ich den Hotel-Esel ab. Er hielt den Kirchenvorplatz von Unkraut frei. Der Weg führte an der schon erwähnten großen Ansammlung von kleineren und größeren Pyramiden vorbei. Die buschige Höhe, große Bäume vermisste ich, beherrschte ein übergroßes Kreuz. Seinen Fuß umgab ein schon recht hoher Steinhaufen, den Pilger aufschichteten. Verwundert hat mich, dass ich auf der bisherigen Strecke nur wenige Wegeskreuze sah. In meiner, überwiegend katholisch geprägten westfälischen Heimat findet man sie an fast jeder Bauernhofzufahrt. In den 18 Jahren als Heimatvereinsvorsitzender in Ahlen habe ich mich dort vehement u.a. für deren Pflege und Erhalt eingesetzt. In Aue und seiner erzgebirgischen Umgebung fehlen sie mir ebenso wie in Spanien auf dem Jakobsweg. Besonders auffällig war jedoch für mich eine Steinspirale in der Nähe des Kreuzes. Pilger werden sie gelegt haben. Einige der hellen Formsteine waren verrutscht. Ihr Liegeort war noch an den entsprechenden Kuhlen erkenntlich. Ich legte sie wieder an den alten Platz zurück. Nachdem ich die Bedeutung einer solchen Spirale meinen Mitläufern erklärt hatte, lief Gerds Frau als erste andächtig, konzentriert zum Mittelpunkt. Nach einer kurzen Besinnungspause, ging sie ebenso langsam die gegangene Strecke zurück. Sie überschritt, wie ihr aufgetragen, keine der seitlichen Begrenzungen. Dadurch hätte sie die aufgebaute Kreiskraft zerstört.

Viele solcher Spiralen sah ich schon. Auch in meinen Keltenbüchern. Bevor ich jedoch im März 2002 für drei Tage in Damanhur bei Turin in Italien war, wusste ich nichts von der magischen Bedeutung einer Spirale. (www.damanhur.org – s.a. meinen Bericht „Besuch in Damanhur“) Da ich ein Ägyptenfan und der dortigen unterirdischen Anlagen bin, horchte ich damals auf, als ich von Damanhur und seinen vor wenigen Jahrzehnten heimlich in einen Berg gebauten Tempeln erfuhr. Dort angekommen sah ich dann auch solche Steinspiralen. Folgendes blieb von den Erklärungen haften. Beim Begehen der Spirale werde der spirituelle energetische Prozess der inneren Sammlung gefördert. So könnten Botschaften empfangen werden, die aus der Tiefe, von weit her kämen. Denn die synchronischen Linien, die die Erde umlaufen und sie mit dem Universum verbinden, würden durch solch eine Spirale gebunden, wenn sie denn an einem bestimmten energetischen Platz ausgelegt sei. Unter Ausnutzung dieser Kräfte könne die Lebensenergie beim Begehen fokussiert und ausgerichtet werden. Das Begehen der Spirale sei, obwohl es so aussähe, kein Alleingang. Der Begeher könne offen werden für die Idee, dass jeder von uns Teil eines unendlichen, umfassenden Planes sei. Jedes noch so winzige Teilchen darin sei wichtig, keines entbehrlich. Dieser ins Innere führende Weg lehre, dass der Mensch zur unbekannten Mitte seines Seins finden soll, um die Allseele zu entdecken. Diese Sehnsucht schlummere in jedem von uns. Deshalb sei die Spirale als eine der Grundformen des Universums wohl die älteste spirituelle Form der Menschheit. Mir blieb verborgen, ob meine vier verwundert zuhörenden Begleiter mir dies abnahmen, bzw. verstanden. Ist auch egal. Jedenfalls erinnerte mich diese sorgfältig angelegte Stein-Boden-Spirale an große Erlebnisse in Damanhur.

Ich fand Sicherheit
tief in meinem Inneren
ohne Erwartung.

6 Wochen und mehr
plant mancher für den Weg ein.
Er ist sein Schicksal.

Ein Wadenbeißer
bringt einen nicht vom Weg ab, -
auch das lernt man mal.

Vergessen lern ich
Sonnenbrand, Blasen, Schmerzen
Der Weg gibt mir Kraft.

Mit meinen Schritten
verschiebe ich die Wertigkeit
von sonst Wichtigem.

Ätzend war der letzte Teil des Weges in die 163.000 Einwohner zählende Stadt Burgos. Er führte durch ein lang gezogenes Industriegebiet. Die angenehmere Strecke hatte ich verpasst. Die Kathedrale ist Innenstadt beherrschend. Düster und überladen fand ich sie. In ihr hatte ich das Gefühl, an jedem der Gold geschmückten Altäre klebe zudem noch das Blut der im Namen des Christentums brutal nieder gemachten Inkas und Mayas.

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