Montag, 22. Mai 2006

Belorado - Tosantos -Villafranca Montes de Oca



Viele gehen den Weg
wobei jeder anders fühlt
man redet nicht viel.

Belorado folgte Tosantos, danach gab das halb verlassene Dorf Villambista ein schönes Fotomotiv ab. Mir ist der Dorfbrunnen in Erinnerung geblieben. In ihm kühlten zwei Polen ihre geschundenen Füße. Dort eröffnete die leichte Höhe einen weiten Blick in die zu durchlaufende grüne Eben mit dem in der Ferne verschwindenden Pilgerweg. Zu den Steinchen auf dem markanten Wegmarkierungsstein mit der Jakobsmuschel, fügte ich ein weiteres. Auch die herrliche Landschaft hinter der verfallenen Häuserreihe blieb haften. Das dort entstandene Foto halte ich für eins meiner besten. In Villafranca Montes de Oca gönnte ich mir im Dorfgasthof zum Mittag das Dreigang Tagesmenü. Das französische Rentnerpärchen traf ich dort wieder. Wegen ihrer Krankheit gaben sie hier auf. Voll gestopft und lustlos hatte ich beim Essen gelesen, es ginge nun steil hoch und zwölf km über eine Hochebene. So beschloss ich, die Franzosen einige km im Bus zu begleiten, obwohl mich auf dieser Wegstrecke die Kirche von San Juan de Ortega brennend interessiert hätte. Zur Tag- und Nachtgleiche, am 21. März und 21.September, beleuchtet in ihr „um 17 Uhr ein Lichtstrahl die Verkündigungsszene auf dem Kapitel links neben der Apsis; danach wandert der Lichtstrahl über die Geburt Christi zum Besuch der Heiligen Drei Könige, um nach zehn Minuten wieder für ein halbes Jahr zu verschwinden.“ So beschreibt’s „Der Weg ist das Ziel.“ Mir kam dabei die Pyramide des Kukulcán in Chichén Itzá Yukatan/Mexiko in Erinnerung. Sie wird als eine der bedeutesten Maya-Wallfahrtstätten des Postklassikums bezeichnet (Prem/Dyckerhoff, "Das Alte Mexiko", München 1986, S.97). Auch da planten deren Baumeister ein Lichtwunder ein. An den vorbenannten Tagen bewegt sich dort eine Lichtschlange über die Eckstufen der Pyramide, im März von der Spitze zur Basis und im September an der gegenüberliegenden Treppenseite von unten nach oben. Bei Erich von Däniken ist dieses Phänomen in "Die Spuren der Außerirdischen", München 1990 S. 97 bildlich festgehalten, beschrieben wirds von ihm auf S. 30f. Von anderen Großbauten, z.B. Stonehenge in England, sind solche Baueinplanungen bekannt. Auch die Kelten, mit denen ich mich in Bockau intensiv beschäftige, kannten diese Fixzeiten. Sie ermittelten sie durch Anvisierung von Sonnenauf- bzw. –untergang, dabei entsprechend ausgerichtete Peilsteine nutzend. Dass in einem christlichen Gotteshaus die Möglichkeit der Bestimmung dieser wichtigen Daten eingebaut wurde, habe ich noch nie gelesen.

Die ersten Kirchen in der Christianisierungsphase wurden auf Geheiß des Papstes überwiegend auf Stellen erbaut, auf denen zuvor ein „heidnischer“ Tempel stand. Für mich sind übrigens die Worte: Kirche, Gotteshaus, Tempel, Mosche, Kultort, heidnischer Ritenplatz oder Ähnliches von gleicher Bedeutung. Nutzten die Ingenieure der vorbezeichneten Kirche bei ihrer Errichtung nur schon dort Vorhandenes aus, gaben dem schon vorhandenen „Lichtwunder“ nur einen christlichen Hintergrund? Man möge mich vom Gegenteil überzeugen.

Nicht nur die Ausstrahlung des Weges stellte ich beim Wandern fest. Ich beschrieb ihn schon als einen lang gezogenen Ort der Kraft (Ley Line). Auf den bislang gelaufenen 200 Camino Kilometern, fielen mir darüber hinaus vielerorts markante Geländepunkte auf. Einige erinnerten mich an Grabhügel. Andere sahen wie Siedlungsplätze aus. Die Landschaft entlang des Pilgerweges bietet wahrscheinlich noch viel Unentdecktes. Nicht der Wanderer ist hier gefordert. Er beschäftigt sich mit sich selbst. Es ist die Archäologie, die den Spaten ansetzten sollte. Im Erfolgsfall könnte man meinen Eindruck, die Gesamtstrecke sei schon weit vor der Zeit der Christenheit genutzt worden, vielleicht beantworten.

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